Stefan Rüesch & Albert Steiner: Struck by Light

Von der Daguerreotypie zur Cyanotypie, von der Malerei bis hin zur digitalen Kunst – für ihre Werke bedienen sich alle Künstler eines Elements: dem Licht. Die Künstler von «Struck by Light», der neuesten Ausstellung der Galerie Palü, arbeiten mit wechselnden Verfahren, thematisieren das Licht, die Materialien und Prozesse und schaffen so lebendige Formen, die den Betrachter dazu einladen, das Gesehene zu hinterfragen. «Struck by Light» präsentiert bekannte und neue Werke des Malers Stefan Rüesch sowie des Fotografen Albert Steiner.

Bei Albert Steiner handelt es sich um einen der herausragendsten Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts. 46 Jahre lang lebte und arbeitete er im Engadin – dort, wo er dank der ursprünglichen und paradiesischen Landschaft seiner Nostalgie frönen konnte. Steiners intensive, fast obsessive Verbundenheit mit der Welt der Berge ist das Ergebnis einer sehr persönlichen künstlerischen Vision, die Hand in Hand geht mit der typischen Romantik des 19. Jahrhunderts.

Ruhe, Balance und eine gewisse Nüchternheit prägen die Gemälde des Schweizer Künstlers Stefan Rüesch. Seit Beginn der 1990er Jahre, nach einigen Jahren der Weiterbildung in Los Angeles, hat er seine Arbeitsweise unablässig perfektioniert und sich stets vom Zauber der prachtvollen Schweizer Landschaft leiten lassen.

Die beiden Künstler, deren Werke hier an den Wänden der Galerie im Dialog miteinander stehen, sprechen nur auf den ersten Blick unterschiedliche Sprachen, die durch das Wesen des gewählten Mediums diktiert werden. In Wahrheit verbindet sie ein roter Faden, denn beide Künstler haben sich entschlossen, sich der Darstellung der prächtigen Landschaft des Engadins zu widmen und so der Natur ihren gebührenden Respekt zu zollen. Die Natur als Quelle der Spiritualität und als Metapher einer idealisierten und unberührten Welt.

Sowohl in den Werken von Rüesch als auch in denen von Steiner wird die Resonanz des Lichts innerhalb des Bilds auf eine besondere Art und Weise ausgedrückt, die das eigentliche Motiv entschärft, gerade so, als wolle man Haikus verfassen, deren Stille noch vor den Worten zu hören ist. Die vibrierende Unwirklichkeit des Lichts – ganz gleich ob natürliches oder künstliches – verwandelt jedes Detail in eine Art Grenze, die eine Essenz annimmt, als ob die Identität dessen, was fotografiert oder gemalt wird, und der eigentliche Akt des Schaffens eines Bildaufbaus geblendet wären und alles uns zurück zum Ursprung, zum Anfang, zum vorherigen Moment führen würde.

Gemälde wie «Ohne Titel (St. Moritzersee)», 2012, und «Sonnenglanz», 2020, von Stefan Rüesch lassen sich stilistisch nur schwer einordnen. Seine Gemälde bestehen vor allem aus Linien, den Grundprinzipien der Geometrie. Sie dienen dazu, bestimmte Ideen zu illustrieren, und werden hier als Instrumente persönlicher Gefühle eingesetzt. Die Darstellung einer schematisierten Umgebung scheint zunächst in einer Wechselbeziehung zu Elementen aus der Designwelt sowie zu Simulations- und Computerästhetik zu stehen – nur um sich von all dem sofort wieder zu lösen.
Der Maler löst sich von den starren Regeln der Geometrie, um ein aus Asymmetrie bestehendes malerisches Gleichgewicht zu erreichen.

Albert Steiners Werke sind Bilder, die zeigen, wie der Künstler die Kamera als einen Zugang zu einer höheren Realität verstand, eine ideale Form, die ein Gefühl der Offenbarung erzeugt. Das Bild als reine Gegenwärtigkeit. Es verfügt in diesem Sinne über eine poetische Qualität der Szene, eine Klarheit also, auf der die Kraft des Bilds selbst beruht. Die Aufnahme eines einzelnen Moments bleibt ein einzigartiger Augenblick, den der Fotograf jedoch durch die Bandbreite und die Subtilität eines Schwarzweissabzugs eingefangen und transformiert hat. Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen war für Albert Steiner klar, dass mithilfe der Fotografie Kunstwerke geschaffen werden können, die nicht nur die Realität dokumentieren, sondern auch Stimmungen und innere Haltungen einfangen können.

Die in «Struck by Light» präsentierten Werke widersetzen sich einer einfachen Betrachtung und erfordern vielmehr einen anhaltenden Blick, der sich der Materialität und den Verfahren anstelle des Subjekts widmet. Der Dichter und Schriftsteller José Ángel Valente sagte einmal, dass der Künstler sich selbst erschafft, indem er sich selbst entleert, was wiederum bedeutet, dass das Erste, was er erschafft, das Nichts ist. Sowohl bei Albert Steiner als auch bei Stefan Rüesch wird dieses Nichts, sofern es ein Ort verinnerlichter Materie ist, in Stille übersetzt, in eine langsame Erfahrung, die es dem Leben erlaubt, sich selbst auszudrücken. Der Rest ergibt sich aus unserer Bewegung, aus dem menschlichen Bedürfnis, Neues zu entdecken und auszuprobieren.

Der physische Ausstellungsraum ermöglicht eine tiefere Form der Interaktion. Diese Kunstwerke entfalten sich erst in ihrer physischen Form vollkommen und es lohnt sich, sie vor Ort zu betrachten.

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